Brutto-Netto-Vergleich: Gibt es in Österreich wirklich mehr als in Deutschland?

Der Blick auf die durchschnittlichen Einkommen in Deutschland und Österreich zeigt, dass es kaum Gehaltsunterschiede gibt. Interessant sind hingegen die Steuern, vor allem nach der Heirat. Anders als in Österreich haben verheiratete Paare in Deutschland tatsächlich oftmals mehr am Monatsende.

Das behalten unverheiratete Paare in Österreich nach Steuerabgaben

Brutto ist auch in Österreich nicht gleich netto, denn auch hier müssen Steuern gezahlt werden. Ihre Höhe unterscheidet sich jedoch deutlich und ist abhängig vom Beziehungsstatus. Wer verheiratet ist und sogar Kinder bekommt, darf sich über Steuerersparnis freuen.

Mithilfe von einem Brutto-Netto-Rechner kann jeder in Sekundenschnelle ermitteln, welches Steuersparpotential überhaupt erwartet wird. Die Höhe der Steuersätze richtet sich nach der Art der Einnahmen. So müssen Einkommen aus festangestellter oder freiberuflicher Tätigkeit beispielsweise mit mindestens 20 Prozent versteuert werden. Ohne Steuerabzug werden hingegen Einnahmen aus Lotteriegewinnen oder Preisausschreiben gewährt.

Diese Grenzen für die Einkommensteuer gibt es seit 2020 in Österreich

Grundsätzlich sind Einnahmen pro Kopf bzw. Haushalt bis 11.000 Euro jährlich steuerfrei in Österreich. Wer mehr als 11.000 Euro verdient und eine Grenze bis 18.000 Euro nicht überschreitet, muss 20 Prozent Steuern entrichten. 35 Prozent sind es bei Einnahmen zwischen mehr als 18.000 Euro und 31.000 Euro/Jahr. Bis 60.000 Euro sind Abgaben von 42 Prozent fällig. Damit ist der Höchststeuersatz noch nicht erreicht, denn Einnahmen zwischen 60.000 Euro und 90.000 Euro werden mit 48 Prozent pauschal versteuert. Jeder, der Einnahmen von über 90.000 Euro bis zu 1 Million Euro jährlich erzielt, muss 50 Prozent Steuern entrichten und den Höchststeuersatz gibt es bis 2025 mit 55 Prozent auf Einnahmen über 1 Million Euro. Danach wird dieses Jahreseinkommen gemäß österreichischem Spitzensteuersatz erneut mit maximal 50 Prozent versteuert.

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Nachrechnen lohnt sich: In Österreich ist der Steuerfreibetrag im Vergleich zu Deutschland höher und auch Familien werden steuerlich mehr entlastet.

Die Rechnung der Steuer in Österreich am Beispiel

Singles müssen auf ihr jährliches Bruttoeinkommen Steuern gemäß der aktuellen gesetzlichen Regelungen zahlen. Wer beispielsweise monatlich 2.500 Euro brutto verdient, hat ein Jahreseinkommen in Höhe von 30.000 Euro. Durch die Pauschalversteuerung von 35 Prozent macht das einen Abzug von 10.500 Euro.

Sobald Paare verheiratet sind, werden sie in den meisten Fällen auch gemeinschaftlich veranlagt. Haben sie pro Haushalt Einkünfte unter 11.000 Euro, müssen sie dafür keine Steuern entrichten. Liegen die Einnahmen darüber, werden sie entsprechend dem Steuersatz (bis maximal 55 Prozent bzw. 50 Prozent) behandelt.

Österreich ist im Vergleich zu Deutschland ein wahres Steuerparadies für Familien mit Kindern. Das zeigt sich auch bei der Besteuerung. Hat das Ehepaar zwei Kinder und ein Haushaltseinkommen, fallen sie in die Steuerklasse fünf bzw. drei. Als Berechnungsgrundlage wird die Steuerklasse drei genutzt. Daraus ergibt sich ein Jahreseinkommen von 28.496 Euro (monatliches Einkommen des Mannes von 2.500 Euro brutto sowie der jedem Bonus und der in Österreich geltende Alleinverdienerabsetzbetrag). Wer in Österreich als Alleinverdiener eingestuft wird, darf sich jährlich mit zwei Kindern einen Freibetrag von 669 Euro gönnen.

Die Situation bei zwei Kindern und zwei Einkommen stellt sich etwas anders dar. In diesem Fall arbeiten die Eltern in Vollzeit und Teilzeit. Das Vollzeiteinkommen beträgt 26.618 Euro und das Teilzeiteinkommen 17.737 Euro. Insgesamt macht das ein Familieneinkommen von 44.355 Euro.

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Österreichische Familien haben mehr Spielraum zum finanziellen Durchatmen, unter anderem durch den Familien-Bonus.

In Deutschland zahlen Arbeitnehmer viel mehr

Im Vergleich zu Österreich gibt es in Deutschland eine geringere Einkommensfreigrenze. Während Österreich seinen Arbeitnehmern Einkünfte von maximal 11.000 Euro steuerfrei gewährt, sind es in Deutschland unter 10.000 Euro. Wer darüber hinaus bis maximal 57.051 Euro verdient, muss zwischen 14 Prozent und 42 Prozent Steuern zahlen. Ab einem Betrag von 57.051 Euro bis 270.500 Euro sind es 42 Prozent. Im Gegensatz zu Österreich liegt der Spitzensteuersatz in Deutschland (noch) bei 45 Prozent und wird erst ab Einkünften von mehr als 270.501 erhoben. Ähnlich wie in Österreich, gibt es auch in Deutschland regelmäßige Anpassungen bei den Grenzen bzw. Steuersätzen. Deshalb kann es künftig durchaus möglich sein, dass Deutschland wieder steuerlich attraktiver wird.

Auch in Deutschland gibt es Freibeträge für Kinder. 2022 liegen sie bei insgesamt 5.460 Euro, 2730 Euro je Elternteil. Dazu gibt es eine steuerliche Vergünstigung für Betreuungs- und Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf. Hier setzt der deutsche Fiskus einen Betrag von 2.928 Euro, 1.464 Euro/Elternteil, fest.

Würden die Eltern in Deutschland zwei Kinder haben und von einem Einkommen leben, würde das unter Berücksichtigung aller Freibeträge Einnahmen in Höhe von 26.267 Euro ausmachen. Im direkten Vergleich zu Österreich zeigt sich, dass es mehr als 1.000 Euro weniger sind. Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn es zwei Einkommen und zwei Kinder im Haushalt gibt. Arbeiten Eltern Voll- und Teilzeit, würde sich in Deutschland mit den Einnahmen von 27.992 Euro und 12.720 Euro ein Familieneinkommen von 39.713 Euro ergeben. Abermals zeigt sich, dass in Deutschland höhere Steuern gezahlt werden müssen. In diesem Fall sind es mehr als 3.000 Euro für den deutschen Fiskus, der in der Familienkasse fehlt.