Briefmarken als Investment? Ist das nicht Kinderkram? Wenn Sie Ihr Kapital sinnvoll anlegen möchten und Ihnen der Bank- oder Anlageberater empfiehlt, einen Teil des Geldes in Briefmarken zu investieren, werden Sie vermutlich zunächst einmal erstaunt sein. Die meisten Menschen bringen Briefmarken mit dem Sammeln der kleinen Papierstücke in Verbindung, das schon seit vielen Jahren aus der Mode gekommen ist. Tatsächlich hat die Anzahl der Personen, die sich zu den Briefmarkensammlern zählen, in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Das bedeutet aber nicht, dass es sich bei Briefmarken nicht doch um eine interessante Anlageform handeln würde. Es ist sogar festzustellen, dass Briefmarken als Investment wieder vermehrt nachgefragt werden.
Briefmarken fallen in den Bereich der Sachwertanlagen
Briefmarken sind unter Sammlern beliebt, können aber auch als Sachwertanlage genutzt werden. Die verstärkte Nachfrage nach den kleinen Marken ist vermutlich auch auf die anhaltende Niedrigzinssituation zurückzuführen. Eine wachsende Anzahl von Anlegern sucht nach renditestärkeren Alternativen zu Spareinlagen oder Festgeldkonten.
Briefmarken reihen sich in die große Gruppe der Sachwertanlagen ein, zu denen beispielsweise auch Immobilien, Edelmetalle, Oldtimer, Schmuck oder Gemälde zählen. Typisch für diese Sachwert-Investments ist vor allem, dass es beim jeweiligen Wert meist nicht um den reinen Materialwert geht, sondern stattdessen oftmals der Sammlerwert im Vordergrund steht.
Daher ist es wichtig, dass Sie sich im Markt bestens auskennen, wenn Sie einen Teil Ihres Vermögens in Briefmarken investieren möchten.
Weniger Sammler, steigende Briefmarkenpreise
Bei vielen Sachwertanlagen, wie zum Beispiel Oldtimern oder Gemälden, hängt der erzielbare Preis auch davon ab, ob sich mehr oder weniger Menschen für den jeweiligen Sachwert interessieren. Anders ausgedrückt: Gibt es mehr Personen, die an Oldtimern interessiert sind, steigt für gewöhnlich der Wert der alten Autos.
Bei den Briefmarken ist es erstaunlicherweise anders, denn seit geraumer Zeit steigen deren Preise im Durchschnitt wieder, obwohl es deutlich weniger Sammler als noch vor 30 Jahren gibt. Tatsächlich ist die Anzahl der Briefmarkensammler seit Anfang der 80er-Jahre um mehr als 50 Prozent zurückgegangen.
Wenn im Zusammenhang mit Briefmarken von steigenden Preisen gesprochen wird, bezieht sich dies natürlich in erster Linie auf die besonders teuren und gefragten Marken. Die gewöhnlichen Briefmarken, die Sie beispielsweise noch heute problemlos im Internet in ausreichender Stückzahl bestellen können, sind ohnehin nicht als Geldanlage geeignet.
Welchen Wert Briefmarken jedoch haben können, zeigt sich zum Beispiel an den folgenden Marken:
- British Guiana 1c Magenta
- Treskilling Yellow
- Mauritius
- Inverted Dendermonde
- Baden 9 Kreuzer
Die aktuell teuerste Briefmarke weltweit ist die zuerst aufgeführte British Guiana 1c Magenta, deren Wert derzeit bei etwa 10 Millionen Euro liegt. Das Ausgabejahr des kleinen Papierstücks ist 1856, das dargestellte Motiv ein Schiff.
Darüber hinaus gibt es noch einige wenige andere Briefmarken, die vom Sammlerwert her ebenfalls im siebenstelligen Euro-Bereich angesiedelt sind.
Anleger sollten sich unbedingt am Markt auskennen
Briefmarken sind eine Investitionsmöglichkeit, die allerdings eine hohe Fachkenntnis der Anleger erfordert. Während Laien beispielsweise problemlos in Edelmetalle investieren können, da deren Wert fast ausschließlich vom Materialwert abhängt, trifft dies auf zahlreiche andere Sachwertanlagen nicht zu. Umfangreiche Markt- und Fachkenntnisse sind daher insbesondere bei den folgenden Anlagebereichen erforderlich:
- Oldtimer
- Gemälde
- Kunstwerke
- Antiquitäten
- Spirituosen
- Briefmarken
Der Grund dafür, dass Sie sich mit Briefmarken bestens auskennen sollten, bevor Sie diese als Kapitalanlage nutzen, ist der sehr individuelle Sammlerwert.
Nach dem Aussehen einer Marke können Sie ohnehin in keiner Weise gehen, denn eine Briefmarke kann noch so schön und bunt sein, aber trotzdem vielleicht nur einen Sammlerwert von wenigen Euro haben. Sie müssen also wissen, welche Briefmarken aktuell welchen Sammlerwert besitzen. Zudem ist es hilfreich, wenn Sie darüber hinaus einschätzen können, wie sich der Wert einer Briefmarke zukünftig entwickeln könnte. Dazu benötigen Sie sowohl Kenntnisse vom Markt insgesamt als auch bezüglich der verschiedenen Gruppen von Briefmarken.
Es ist daher sinnvoll, sich erst in die Materie einzuarbeiten und auf dieser Grundlage dann ein Investment auszuwählen.
Welche Briefmarken kommen als Investment infrage?
Die zuvor aufgelisteten Briefmarken zählen zu den teuersten Marken der Welt, sodass sie nur für eine sehr sehr begrenzte Gruppe von Anlegern überhaupt infrage kommen. Zudem besteht natürlich das Problem darin, dass es von diesen Marken nur extrem wenige gibt, was andererseits zu deren hohen Werten führt. Aus diesem Grund stellen Sie sich vermutlich die Frage, welche Briefmarken überhaupt für ein Investment infrage kommen.
Zum einen gibt es die sogenannten Massenmarken, die in so einer hohen Auflage am Markt vorhanden sind, dass sie im Grunde keinen Sammlerwert besitzen. Zum anderen gibt es eben die sehr teuren Briefmarken, die sich nur ganz wenige Anleger überhaupt leisten könnten. Dazwischen existiert allerdings ein kleinerer Markt, der vor allem aus Briefmarken besteht, die einen Sammlerwert zwischen 1.000 und 10.000 Euro haben.
Besonders begehrt und als Investment beliebt sind aktuell zum Beispiel einige Klassiker aus Deutschland. Ein bekanntes Beispiel ist der „Schwarze Einser“, der aktuell einen Sammlerwert hat, der bei ca. 2.500 Euro liegt. Dieser Klassiker wurde vor über 150 Jahren ausgegeben und fällt in die größere Kategorie derjenigen deutschen Briefmarken, die in der Preiskategorie zwischen 1.000 bis 10.000 Euro liegen. Im Grunde findet sich aber für faktisch jeden Geldbeutel die passende Briefmarke, angefangen von wenigen Euro bis hin zu vier- bis sechsstelligen Summen.
Briefmarken als Teil des Portfolios zur Diversifizierung
Zwar kann ein Investment in Briefmarken für Anleger sehr attraktiv und auch spannend sein, aber dennoch empfehlen Experten, dass diese Sachwerte nur einen kleineren Teil des gesamten Portfolios ausmachen sollten.
Welchen Anteil Briefmarken an Ihrem Gesamtkapital, welches investiert werden soll, letztendlich haben, müssen Sie natürlich selbst entscheiden. Die Ratschläge der Fachleute gehen meistens in die Richtung, dass Briefmarken als interessante Sachwertanlage nicht mehr als 10 bis maximal 15 Prozent des Gesamtvermögens ausmachen sollten. Allerdings kommt es natürlich auch drauf an, in welche Anlagen Sie darüber hinaus noch investieren.
Sind Briefmarken zum Beispiel die einzige Anlageform im Segment der Sachwertanlagen, können Sie durchaus in Erwägung ziehen, bis zu 20 Prozent Ihres Vermögens in diese Sachwerte mit Sammlerwert zu investieren.
Allerdings ist es dann umso wichtiger, dass sie sich sehr gut am Markt auskennen. Zudem spielt ebenfalls eine Rolle, wie lange Sie Ihr Kapital entbehren können bzw. möchten. Briefmarken sind definitiv ein langfristiges Investment, sodass es zu empfehlen ist, dass Ihr Anlagehorizont mindestens zehn Jahre betragen sollte.